Herde betreten? Das solltest du unbedingt beachten!
Wie hole ich mein Pferd sicher und entspannt aus der Herde?
Der Moment, in dem du ein Pferd aus einer Herde holen möchtest, ist oft unspektakulär – und gleichzeitig hochkommunikativ. In einer Herde wirkt jede Bewegung, jedes Atmen und jede Spannung. Wenn du dich bewusst darauf einlässt, wird dieser Prozess nicht nur sicherer, sondern auch zu einem kleinen Ritual zwischen dir und deinem Pferd.
1. Die Dynamik der Herde lesen
Bevor du überhaupt losgehst, lohnt ein kurzer Blick auf die Gesamtsituation:
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Wie stehen die Pferde? Locker, ruppig, neugierig?
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Wo steht dein Pferd in der Gruppe?
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Welche Pferde sind gerade in Bewegung, welche sind aufmerksam?
Diese paar Sekunden Beobachtung geben dir einen guten Eindruck: Ist heute Ruhe in der Gruppe oder eher Knistern in der Luft? Dieses Gefühl entscheidet oft, wie nah du an andere Pferde herangehst oder wie klar du dich positionierst.
2. Ranghohe Pferde: Respekt zeigen, aber Raum halten
Ranghohe Pferde brauchen eine klare, ruhige und selbstbewusste Führung. Sie akzeptieren Präsenz – sie erwarten sie fast.
Wichtig für dich:
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Geh nicht frontal in ihren Raum, sondern seitlich und geschmeidig, so wie Pferde untereinander.
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Wenn ein ranghohes Pferd sich zwischen dich und dein Pferd schieben will, bleib ruhig, stabil und zeige deutlich, dass du diesen Raum führst.
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Manchmal reicht ein Atemzug, ein Schritt nach vorne oder ein gedrehter Oberkörper, um ein ranghohes Pferd höflich, aber bestimmt auf Abstand zu halten.
3. Rangniedrige Pferde: Sicherheit vermitteln, Schutz bieten
Ein rangniedriges Pferd kann sich beim Abholen schnell bedrängt fühlen – nicht von dir, sondern von den anderen Pferden.
Du kannst ihm helfen, indem du:
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langsam und direkt auf es zugehst, ohne Druck,
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dich zwischen dein Pferd und eventuelle Drängeleien stellst,
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ihm körperlich Schutz gibst, indem du andere Pferde ruhig abblockst.
Viele rangniedrige Pferde entspannen sofort, wenn sie spüren: „Du regelst das für uns beide.“
4. Pferde im Mittelfeld: Stimmung entscheidet
Diese Pferde sind oft leicht zu holen, aber sie reagieren sensibel auf Tagesform und Gruppendynamik. Manchmal haben sie viel Raum, manchmal stehen sie mitten im Gedränge.
Achte vor allem auf:
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kleine Spannungen: Ohren, Gewichtsverlagerung, Blickrichtung
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Pferde, die sich dir anschließen wollen
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Positionen, in denen dein Pferd sich noch wohlfühlt
Mittelfeldpferde profitieren enorm davon, wenn du sie klar durch andere Pferde hindurch führst oder ihnen zeigst, dass du die Situation im Blick hast.
5. Dein Körper ist deine Sprache
Egal, welchen Rang dein Pferd in der Herde hat:
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Du führst über Energie, nicht über Kraft.
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Stell dich seitlich, nicht frontal.
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Beweg dich klar und ruhig – keine Hektik, keine Spannung.
Du bist für diese Minuten Teil der Herde, und die Pferde entscheiden anhand deiner Körpersprache, wie sie dich in dieser „Rangordnung“ einordnen.
6. Das eigentliche Abholen: Ein Mini-Ritual
Wenn du bei deinem Pferd bist, lass dir einen Moment Zeit:
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Begrüß es bewusst.
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Atme tief aus, bevor du das Halfter anlegst.
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Gib ihm einen klaren Startpunkt: jetzt gehen wir gemeinsam.
Viele Pferde folgen dann ganz von selbst – nicht aus Gehorsam, sondern aus Vertrauen.
7. Der Weg durch die Herde – du führst den Raum
Auf dem Rückweg ist der wichtigste Punkt: Du bist die stabile Mitte.
Achte darauf:
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Andere Pferde freundlich, aber bestimmt auf Abstand halten.
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Nicht nach hinten schauen – spüre die Bewegung.
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Deinen Weg klar gehen, ohne Eile, aber entschieden.
Gerade rangniedrige Pferde atmen hörbar aus, wenn sie merken: „Du hast das im Griff.“
Fazit
Das Abholen eines Pferdes aus der Herde ist ein Zusammenspiel aus Lesen, Fühlen, Führen und Respekt. Jedes Pferd – egal ob ranghoch, rangniedrig oder im Mittelfeld – braucht denselben Grundkern: deine Klarheit, Ruhe und Präsenz. Wenn du mit Bewusstsein in die Herde gehst, wird dieser Moment nicht nur sicherer, sondern auch zu einem wichtigen Teil eurer Beziehung.

